„Im Stein“
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WENN KEINE FARBEN MEHR
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Wenn keine Farben mehr um dich sind
kein Geruch
auch die Musik nicht mehr
bleiben dir immer noch die Worte
die quadratischen
die runden
langen
schweren
selbst die mit kleinem Gewicht gehen
nie verloren
die Worte
immer bereit dem Leben
ins Auge zu sehn
täglich
bis spät nach Mitternacht
bereit
selbst während des Schlafes
bei dir zu wachen
in deinem Haar
das nun auf dem Polster noch
müder erscheint
abrufbar
bei jedem Erwachen sammeln
sie sich in deinem Kopf
Silbe für Silbe
summen
klingen
froh bei dir zu sein
fallen dir schon beim Zähneputzen
aus dem Mund
sagen hallo wir sind da
Du schaust ihnen in die Augen
weißt jetzt schon
auch heute sind sie die einzigen Freunde
die sich bewähren
selbst das Wenn und Aber
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VALENTINSTAG
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Schenk mir Kiesel vom Fluß den
Fisch der fliegt kein Tisch
lein deck dich Auto reck
dich mich freut eine Fahrt zu keiner
Südsee trink Tee mit mir
verschenke keinen schönen
Traum ich brauche nur ein
Brett aus deinem Lattenzaun
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TURM
ULMER
MÜNSTER
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Gesicherste
Spur
dem Horizont zu
entfliehn
den man uns legt
um Stirn
Mund
Herz
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KLAPPENTEXT:
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Zum Geleit
In der deutschsprachigen
Literaturszene Rumäniens, die in den 70er und 80er Jahren auch jenseits
der Landesgrenzen mit einem gewissen Erstaunen und wachsendem Interesse
wahrgenommen wurde, meldete sich Ilse Hehn als Stimme einer neuen Dichtergeneration
zu Wort, die die Verhältnisse, in die sie hineingeboren war, mit den Mitteln
der Literatur zu hinterfragen begann. Eine besondere Rolle spielte dabei
die neue Lyrik, bot sie doch die meisten Freiräume, die als Zwang empfundenen,
systemimmanenten politisch-ideologischen Sprachregelungen zu unterlaufen
und der Dichtung dank einer entschlackten Sprache die Glaubwürdigkeit zurückzugeben,
unabhängig davon, ob darin Befindlichkeiten des öffentlich-gesellschaftlichen
oder des individuellen Erfahrungsbereiches zum Tragen kamen. „In Reih und
Glied stehen die Worte / dicht gedrängt gegen das Leben // Sie durchbrechen
heißt alles“, formulierte Ilse Hehn damals in dem Text „Parolen“ als Zielsetzung
ihres Schreibens, das für sie eine auch ins Gesellschaftliche zu übertragende
Geste der Befreiung bedeutete.
Eingedenk der Erfordernis
eines bedachten Umgangs mit der Sprache ist ihre Lyrik am wirksamsten dort,
wo eindringliche Beobachtung ins genaue poetische Bild umgesetzt ist. Besondere
Erfahrungswerte übermitteln Gedichte mit unverkennbar autobiographischem
Hintergrund. Eingebracht werden darin Landschaften der Herkunft, die Ankunft
in Deutschland und das wachsende Einleben in die neuen Verhältnisse. Immer
wieder wehrt sich die Lyrikerin gegen die Routine des oberflächlich-gleichgültigen
oder vereinnahmenden Umgangs miteinander, durch die die zwischenmenschlichen
Beziehungen wie auch der Vollwert des Einzelnen bedroht sind.
Ein unterkühltes, manchmal
melancholisch grundiertes Parlando, das die Emotionalität keineswegs ausspart,
ist bezeichnend für die Tonlage der Lyrik Ilse Hehns. Einprägsame spruchhafte
Texte stehen neben längeren Erzählgedichten, berührende Liebesgedichte neben
Pastellen und Impressionen, die mitunter an die japanische Landschaftsmalerei
erinnern.
Eduard Schneider
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